INTERSPORT-Forum zur ispo

Februar 2006

Silver Sex hat goldene Zukunft

Nüchtern betrachtet stand „nur“ der demographische Wandel in Deutschland und seine Konsequenzen für Konsum und Sportfachhandel auf der Tagesordnung des traditionellen INTERSPORT-Forums zur ispo. Der Titel der Talkrunde, „Silver Sex“, sorgte aber für spannende Erwartung bei der gemeinsamen Marktforschung aller INTERSPORT’ler. Der INTERSPORT-Vorstand hatte dazu wieder die Mitglieder am Abend des ersten ispo-Tages in den Saal 13 des ICM in München eingeladen. Trendforscherin Corinna Langwieser, Jahrgang 1970, vom Trendbüro des legendären Gurus Professor Peter Wippermann, Bernd Neuhardt, gelernter Banker und Sportartikelfachhändler von INTERSPORT Franck am berühmten Factory-Outlet-Standort Zweibrücken, und INTERSPORT-Vorstand Klaus Jost entdeckten dabei für die Verbundgruppe vor vollem Saal und begeistertem Publikum die rasch wachsende Konsumgruppe zwischen 40 und 80 oder die Generation Gold.

Beim Einstieg in das Gespräch ging es nicht nur um das eigene Glück, das Leben für jeden so lebenswert macht, und um die Life- und Healthstyles der 40- bis 80-jährigen, sondern gleichermaßen auch um den bemerkenswerten Satz von Milliardär Paul Getty: „Geld ist nicht alles. Es sorgt aber dafür, dass deine Kinder mit dir in Kontakt bleiben.“

Altwerden ist Trend

Zusammen mit Klaus Jost stellten sie gemeinsam fest „Altwerden ist Trend“ und zogen daraus in Rede und Gegenrede, in Cent und Euro die Folgerungen für das Geschäft mit der Goldenen Generation der 40- bis 80-jährigen: „Obwohl unser Stargast des Abends noch nicht zur Zielgruppe gehört, wie Sie alle sehen können, schreibt sie im Augenblick an einem Trendbuch mit dem Titel unserer Abendrunde ‘Silver Sex’, so dass wir uns für unser Gespräch auf interessante Thesen freuen können.“ Mit diesem Statement öffnete Vorstand Klaus Jost charmant die Herzen der Zuhörer für die Feststellung, dass die neuen Alten das nächste große Ding sind, das unsere Gesellschaft und unsere Märkte radikal verändern wird. Die geburtenstärksten Jahrgänge des letzten Jahrhunderts, die zwischen 1946 und 1964 geborenen Babyboomer, werden älter.

Die über 50-jährigen bilden bald in allen westlichen Staaten die Mehrheit. Sie sind in den letzten Jahrzehnten auf den Wellen der Mode und des Erfolgs immer ganz oben geschwommen. In ihrer Jugend haben sie Autonomie im Denken, in der Kleidung, im Musikhören und in der Sexualität erkämpft. Nun erheben sie den Anspruch, anders, besser und schöner alt zu werden als ihre Eltern. Im Unterschied zu früheren Generationen sind sie bis über achtzig relativ gesund, haben Zeit, Geld und Energie, um alte und neue Träume zu verwirklichen.

„Silver Sex - länger leben, länger lieben, länger Sport treiben“ ist für Corinna Langwieser die Sammelüberschrift über Gesellschafts-Konsumenten und Branchentrends der Generation 60 plus. Der eigene Körper wird in Zukunft zum Garanten des Lebensglücks. Gleichzeitig haben die neuen Alten genug Geld und geben es auch aus. So sind die 40- bis 64-jährigen Frauen die besten Modekäuferinnen. Dabei werden Service und Qualität des Angebots im Alter immer wichtiger. Die Gruppe der 50-jährigen liest im Vergleich mehr Testberichte als jüngere Zielgruppen. Die neuen Alten vergleichen Marken und Preise sehr genau, die Lust am Feilschen nimmt bei ihnen in dem Maß ab wie ihr Spaß am Einkaufen zu.

Nur 17 Prozent der über 50-jährigen fühlen sich so alt wie sie sind, während 72 Prozent glauben, sie sehen wesentlich besser aus als Gleichaltrige. Aging Down ist angesagt. Das Lebensgefühl boomt. Je älter desto weniger Sorgen macht man sich und die 50- bis 64-jährigen verfügen über das größte Selbstbewusstsein, das je in Umfragen erfasst worden ist. Dieses wiederum löst bei ihnen den Megatrend im Marktangebot aus, der Gesundheit heißt. So werden 2006 in Deutschland allein für gesunde Produkte rund 48 Milliarden Euro ausgegeben werden. Denn es heißt ja, dass sich die objektiv alternde Gesellschaft subjektiv verjüngt. „Wenn man sich also mit 50 wie 40 fühlen will, muss man bereits mit 30 etwas dafür tun“, erklärt dazu Sportarzt Dr. Müller-Wohlfahrt.

Der Sport wird reifer

Mit den Jahren wächst das Gefühl für die körperlichen Bedürfnisse. Sport wird dabei zum Synonym für Langlebigkeit.

Der Sport wird gesünder

Extremsport wird zur Ausnahme. Nur 24 Prozent der Zielgruppe übt solche Sportarten aus. Für 74 Prozent ist aber Nordic Walking die Sportart, mit der sie fit bleiben wollen.

Der Sport wird schöner

Niemand möchte sich alt fühlen, aber alle wollen alt werden. Sportliche Aktivitäten müssen künftig auf das eigene Schönheits- und Wohlfühlkonto einzahlen.

Der Sport wird geselliger

Individualsport macht erst in der Gruppe richtig Spaß. Es entstehen immer mehr sportliche Netzwerke. Allein im Jahr 2005 zählten die 3500 Volksläufe in Deutschland 1,58 Millionen Teilnehmer. Starteten im Jahr 1997 in Deutschland 71 große Marathons, waren es 2005 bereits 153. Wettkämpfe, wie beispielsweise die Stadtmarathons, werden für die Generation Gold zur Selbstbestätigungsbühne. Sex ist dabei für 40- bis 68-jährige gleichermaßen wichtig wie Sport. Jogging, Kreuzworträtsel und Sex wird von vielen Wissenschaftlern mittlerweile als beste Voraussetzung dafür angesehen, im Alter Alzheimer nicht ausgeliefert zu sein.

Der Sport wird sexier

Wer auf den Lebensmärkten der Zukunft punkten will, muss fit und lebensfroh sein. Sport wird daher zum Synonym für Körperbewusstsein und einen sexy Lifestyle. Oder kurz bilanziert: Silver Sex ist die Popkultur von morgen.

Bernd Neuhardt aus Zweibrücken, der sich in den letzten Jahren als Sportfachhändler im Bereich Nordic Walking einen guten Namen gemacht hat, stimmte mit seinen Erfahrungen als Sportfachhändler den spannenden Thesen der Trendforscherin weitgehend zu. In seinem Haus kümmert man sich auf Grund dieser Erfahrungen sehr intensiv um die Angebote für die Konsumgruppe 50 plus - Ausdauersport, Running, Nordic Walking. „Hier ist der Stock unser bester Türöffner zur entsprechenden Lebensgruppe, zumal wenn Berater mit entsprechender Lebenserfahrung den Kunden beispielsweise in seine persönliche Pulsmessung einweisen. Aus diesen Gesprächen beziehen wir wertvolle Hinweise, wie wir diese für uns wichtige Altersgruppe in unserem relativ kleinen, aber fachlich ausgezeichnet ausgestatteten Haus in unserer FOC-nahen 40 000-Einwohner-Stadt effektiv betreuen müssen. Für uns ist es ein Riesenthema, das unseren besten Einsatz lohnt.“

Vorstand Klaus Jost fasste das INTERSPORT-Forum unter der Schlagzeile zusammen: „Auch in Ihren Geschäften - Silver Sex hat goldene Zukunft - Nutzen Sie die Plus-Faktoren“.

Plus-Faktor: Geschäft

Es bietet den Kunden räumliche Nähe und eine vertraute Geschäftsatmosphäre. Schaufenster, Fassade und Dekoration stimmen. Freundliche, helle Beleuchtung und übersichtliche Strukturen, Ordnung und Sauberkeit bieten Sicherheit beim Einkauf.

Plus-Faktor: Sortiment und Ware

Die 50-plus-Generation übt langlebige Sportarten aus, fragt nach Produkten, die jung und gesund halten, bevorzugt bei hoher Markentreue klassische Produkte, die in den richtigen Größen, im stimmigen Design und in freundlichen Farben mit einem guten Preis-/Leistungsverhältnis angeboten werden.

Plus-Faktor: Mitarbeiter und Service

Der guten Altersstruktur der gesamten Verkaufsmannschaft kommt bei der Ansprache der älteren Zielgruppe ebenso große Bedeutung zu wie der fachgerechten Beratung, entsprechenden Mitmachanreizen, einem ausgezeichneten Liefer- und Reparaturservice und einer langfristigen Kundenbindung.

Plus-Faktor: Marketing und Werbung

Verfolgen Sie in Ihrer Werbung keinen Jugendwahn: Achten Sie auf zielgruppengerechte Ansprache. Gewinnen Sie Vertrauen, weil Sie mit Fakten überzeugen. Argumentieren Sie mit dem richtigen Produktnutzen. Pflegen Sie eine klare und deutliche Kommunikation. Setzen Sie auf passende Sympathieträger und schaffen Sie sich dadurch Vertrauen, dass Sie zu Ihren älteren Kunden ehrlich sind.

Das INTERSPORT-Forum zur ispo unterfütterte die Erkenntnisse fast aller deutschen und europäischen Marktforscher mit den entsprechenden Handlungsanweisungen für Sortiment und Marketing. Sie lauten: die trendbewusste Zielgruppe Kinder und Jugendliche nimmt ab. Die preisbewussten jungen Erwachsenen werden weniger. Die finanzstarke „Center of Life“-Generation nimmt ebenfalls ab. Die 60-plus-Generation und ihre Bedürfnisse sind der wichtigste Wachstumsmarkt der Zukunft.

Da das Glück im Alter mehr von inneren, immateriellen Werten als vom materiellen Reichtum abhängt, können sich auch die tieferen Kaufkraftklassen leisten, das Alter nach ihren eigenen Vorstellungen zu gestalten. Erfolgreich altern ist heute - jenseits des Existenzminimums - primär eine Frage der richtigen Haltung und nicht nur des Preises.

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