Juni 2001 INTERSPORT-Regionalkongresse: Promille JA - Prozente NEIN Ab September flächendeckende "Rabatt-Schulung" Heilbronn - Rabatte vermeiden, Rabatte richtig einsetzen, Kunden binden. Mit diesen drei Formulierungen stimmte der Vorstand der INTERSPORT Deutschland eG, Heilbronn, bei den sechs Regionalkongressen in Heilbronn, Hannover, Dortmund, Worms, Leipzig und München die Mitglieder auf die Zukunft ohne Rabattgesetz und Zugabeverordnung ein. Zweifellos das wichtigste Thema beim alljährlichen Gedankenaustausch zwischen Zentrale und Mitgliedern in den einzelnen Regionen des Verbunds. Gleichermaßen wichtig die Themen Rating, Euro und Web-Media. Jedesmal mit Spannung erwartet: der aktuelle Lagebericht. Zusammen mit den Fachleuten aus der INTERSPORT-Zentrale und den zuständigen Betreuern bewältigten diesmal drei Vorstände den Powerpoint-Marathon: Hartmut Fröhlich, Klaus Jost und Hans-Carl von Schönberg-Pötting."Schenken Sie einem guten Kunden lieber eine Flasche Trollinger, als dass Sie undifferenziert Prozente geben. Setzen Sie sozusagen Promille gegen Prozente ein", so formulierten es die INTERSPORT-Vorstände, als sie die Überlegungen in Sachen "Rabatt - ja oder nein" zusammenfaßten. Besonders gelungen dabei die Einstiegsschätzung: "Was glauben Sie kostet dem gesamten INTERSPORT-Verbund ein durch die Bank von allen gegebener 3-prozentiger Barzahlungsrabatt?" Niemand wußte die richtige Antwort: "Bei rund 4,5 Milliarden DM Aussenumsatz sind das 135 Millionen DM." Und das bei einer Gesamtrendite von 2 Prozent und einer durchschnittlichen Lagerumschlaggeschwindigkeit von 1,8. Die Devise der Zukunft wird daher auch, wie bei anderen vergleichbaren Verbundgruppen des Einzelhandels, bei INTERSPORT heißen: "Rabatte vermeiden, Rabatte richtig einsetzen, Kunden binden." Ab September werden Strategien dazu in einer groß angelegten Schulungsinitiative durch erfahrene "Rabattberater" vorgestellt. Vorab schon hier die wichtigsten Forderungen, so wie sie Fachleute der Gruppe Nymphenburg formulieren: Machen Sie aus Ihrem Unternehmen eine berechenbare Marke Handelsunternehmen, deren Image Qualität, Konstanz und Berechenbarkeit ausstrahlt, sind weniger rabattgefährdet. Ansatzpunkte sind: Verbindliches Werte- und Verhaltenssystem. Einheitlicher Aussenauftritt. Klare Preis- und Kalkulationsstrategie. Reduzierung/Minimierung von lauten Preisaktionen im Verkaufsraum. Begründung von Preisaktionen. Keine Rabatte an Freunde und Bekannte. Veröffentlichung der Unternehmensgrundsätze. Machen Sie Ihre Mitarbeiter stark Handelsunternehmen, deren Mitarbeiter gut ausgesucht, gut ausgebildet und ertragsorientiert geführt werden, sind weniger rabattgefährdet. Ansatzpunkte sind: Schulung der Mitarbeiter in Verkaufspsychologie und Standard-Formeln. Deckungsbeitragsorientiertes Vergütungssystem. Mitarbeiter, die betriebswirtschaftliche Hintergründe kennen. Klare Rabattspielregeln und Genehmigungsprozeduren für Rabatt-Gewährung. Vermeiden Sie Austauschbarkeit im Sortiment Handelsunternehmen, die Produkte anbieten, die sich dem direkten Preisvergleich entziehen, sind weniger rabattgefährdet. Ansatzpunkte sind: Erhöhung des Handels-/Eigenmarken-Anteils. Förderung von Exklusiv-Sortimenten/Herstellern. Verändern Sie Ihre Lieferanten-Struktur Handelsunternehmen, die eng und partnerschaftlich mit "Vertrauenslieferanten" zusammenarbeiten, sind weniger rabattgefährdet. Ansatzpunkte sind: Präferenz für Hersteller mit verlässlicher und konstanter Marktpolitik. Lernen Sie die Kunst des Schenkens Handelsunternehmen, die die Kunst des Schenkens verstehen, sind weniger rabattgefährdet. Ansatzpunkte sind: Machen Sie insbesondere Ihren Stammkunden von sich aus kleine, originelle Geschenke beim Kauf (= Geschenkmanagement. Auswahl und Anlaß). Machen Sie aus Serviceleistungen, die Sie bisher kostenlos erbracht haben, "Werte/Gutscheine", die Sie verschenken können. Machen Sie aus Service "emotionalen Mehrwert". Inszenieren Sie die Geschenk-übergabe als Akt der Herzlichkeit und Gastfreundschaft. Verhindern Sie Giesskannenrabatte Handelsunternehmen, die keine klare Rabattstrategie und klare Zielgruppenstrategie haben, verschwenden Rabatte. Wenn schon Rabatte, dann: Nur für bestimmte Zielgruppen (Stammkunden mit mindestens X DM Umsatz). Kunden, die reanimiert werden sollen (Käufer, die länger als 1 Jahr nicht im Geschäft waren). Zu Sonderaktionen und Events (Vorstellung der Sommerkollektion etc.). Mindestumsatz (incl. Freundschaftswerbung). Prüfen Sie, ob eine Kundenkarte wirklich Nutzen bringt Handelsunternehmen, die Kundenkarten-Daten nicht auswerten/und strategisch einsetzen wollen (oder können), sollten auf eine Karte verzichten. Von der eigenen Kundenkarte ist abzuraten, wenn: Sortimente mit geringer Kaufkraft geführt werden. Kartencontent nicht professionell gemanagt wird. Kundendaten nicht systematisch analysiert werden (Bon, Verbundkäufe, Einkaufsrhythmus, Soziodemographie). Marketingkonzept für Zielgruppen fehlt. Denken Sie kunden-orientiert Handelsunternehmen, die sich intensiv damit beschäftigen, wie der (richtige) Kunde zum Gast wird, sind schlauer als solche, die nur an Rabattstrategien denken. Verhalten Sie sich "regeltreu" Die lauten für Preisbrecher/Category Killer: aggressive Rabatt-Strategie, für Fachmarkt: aktive & kreative Rabatt-Strategie, für den Fachhandel: moderate Rabatt-Strategie. Und ganz zum Schluß heißt es, wenn nur noch die Regeln des Gesetzes gegen unlauteren Wettbewerb, das ja nicht abgeschafft wird, gelten: "Keep Cool - Nichts wird so heiß gegessen wie gekocht." Das Thema Rabatte löste bei allen Regionalkongressen lebhafte Debatten aus, die alle in dem durch Handaufheben geäußerten Wunsch gipfelten: "Mit Intensivschulung offensiv an das Thema herangehen." Dem Vorstand war dieser Wunsch Befehl. Eher am Rande wurden die nicht weniger wichtigen Fragen der Euroeinführung und des Ratings besprochen. Hier finden die Mitglieder nicht nur bei Finanzvorstand Hartmut Fröhlich, sondern auch bei Finanzdirektor Reinhard Wolf ein offenes Ohr für alle Detailfragen. Details zur Euroeinführung vermittelt der BBE-Praxis-Leitfaden "Die Euro-Einführung verlustfrei organisieren".
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