Juni 2004
FEDAS-Generalversammlung 2004 in Marseille
Europas Sportfachhandel blickt optimistisch in die Zukunft
- Konsequente Kundenorientierung mit umfassendem Beratungs- und After Sales Service und einem gut strukturierten Markensortiment sorgen für weiteres Wachstum in einem vergrößerten Markt
- Concept stores und insbesondere Factory Outlets der Hersteller strapazieren das Verhältnis Fachhandel - Lieferanten in zunehmendem Maß
- Fedas-Warengruppenschlüssel hat sich am Markt durchgesetzt - Neuer Größenschlüssel ist in Arbeit
- ispo Sommer und Winter bieten als weltgrößte Fachmessen der Branche nach wie vor den besten Überblick

Marseille - Der europäische Sportartikel- und Sportmodemarkt wächst weiter. Diese erfreuliche Erkenntnis gewannen die Teilnehmer der Fedas-Generalversammlung 2004, die auf Einladung des französischen Kollegenverbandes FPS vom 12. - 14 Juni 2004 in Marseille die neuesten Entwicklungen im europäischen Markt analysierten und auf zukunftsweisende Trends hin abklopften. Fedas-Präsident Werner Haizmann aus Stuttgart Bad Cannstatt und Fedas-Generalsekretär Claude Benoit aus Bern kamen mit ihren Verbandskollegen übereinstimmend während des Meetings zum Schluss, dass die nun auf 25 Staaten angewachsene EU für den Sportfachhandel neue Chancen und Möglichkeiten eröffne. Auch in den „alten“ EU-Ländern habe der Fachhandel wieder Tritt gefasst, so dass man in diesem Jahr mit einem vierprozentigen Umsatzwachstum rechne.
Einziger Wermutstropfen in dieser Fedas-Analyse: der Sportartikel- und Sportmodemarkt in Deutschland. Die Zurückhaltung der deutschen Verbraucher beim Kauf von Sportartikeln und Sportmode habe sich nicht oder nur unwesentlich aufgelockert. Das hat zur Folge, dass auch in diesem Jahr die Ergebnisse im Handel in Deutschland mit einem Umsatzminus ausgezeichnet sind.
Trotzdem habe der deutsche Fachhandel, so Fedas-Präsident Werner Haizmann in seiner Eigenschaft als Präsident des Verbandes Deutscher Sportfachhandel, seinen sprichwörtlichen Optimismus nicht verloren. Allen voran versuchen die Verbundgruppen mit immer besseren Einkaufs- und Verkaufsprogrammen, mit Cross-Selling und mit einer verstärkten Kunden- und Serviceorientierung den führenden Platz ihrer Mitglieder am Markt zu behaupten. Nach wie vor werden über 60 Prozent der Umsätze im deutschen Sportartikel- und Sportmodemarkt von selbstständigen, mittelständischen Händlern erzielt. Allerdings schlägt sich trotz all dieser positiven Bemühungen die wirtschaftspolitische Gesamtsituation in Deutschland hemmend bei den Umsätzen nieder. Bei Umsätzen, die im Sportfachhandel ja ohnehin schon durch die jeweilige Wettersituation bestimmt werden.
Beim Austausch der jeweiligen Marktzahlen in den einzelnen der Fedas angeschlossenen Ländern diskutierten die Delegierten aus Deutschland, Frankreich, Italien, Österreich, der Schweiz und Spanien das sich wandelnde Verhältnis der global agierenden Sportartikelindustrie zum jeweiligen lokalen Handel.
Studiert man die europäischen Informationen über Flagship Stores, Concept Stores, Performance Store, Factory Outlets und verwandte Vertriebsformen der Markenartikelindustrie im Detail, erkennt man, dass sich die großen Markenartikler der Branche zunehmend vom Hersteller zum Händler entwickeln. Diente beispielsweise der Fabrikverkauf ursprünglich dem Vertrieb unverkäuflicher Fabrikationsrückstände, so sind aus dem Retailing in der Not eigenständige, professionell strukturierte Profitcenter entstanden. Immer mehr große Anbieter präsentieren dabei ihren Aktionären, dass sie mit eigenen Geschäften nicht in erster Linie Altbestände loswerden wollen, sondern dass die Geschäfte dazu da sind, zusätzlichen Profit zu erwirtschaften.
Hier entwickelt sich nach Ansicht der Vertreter des europäischen Sportfachhandels eine Handlungsweise, die aus bisherigen Partnern eindeutig auch Konkurrenten werden lässt. Auf diese Entwicklung muss und wird der europäische Fachhandel reagieren. Er wird es aber ausschließlich mit Mitteln tun, die sich im Rahmen einer freien europäischen Marktwirtschaft anbieten. Bloße Appelle sind hier sicher das schlechteste Mittel.
Die Vertreter der global agierenden Anbieter, so die Fedas in Marseille, müssen bei ihren augenblicklichen oder noch geplanten Einzelhandelsaktivitäten allerdings die gleichen Messlatten anlegen, wie sie für den Fachhandel gültig sind. Bei diesem Verfahren werden diese Markenartikler sich dann bestimmt auch der Gefahren bewusst, die darin liegen, dass man als Markenartikelhersteller den Verbraucher in den Factory Outlets mit immer niedrigeren Preisen lockt und damit den Wert der Marke in den Augen des Konsumenten zunehmend mehr abwertet. Einer Marke, mit der man als Hersteller und Einzelhändler am Markt gutes Geld verdienen will.
Die Fedas wird in den kommenden Monaten den Einstieg der globalen Hersteller in den europäischen Einzelhandel weiterhin sehr sorgfältig beobachten. Mit dem eindeutigen Ziel, besonders die marktstarken Brands in diesem Bereich wieder auf den Boden ihrer Kernkompetenz zu bringen. Schließlich wird auch in Zukunft kein markeneigener Einzelhandel den Verbraucher in der Fläche der jeweiligen Länder unter Wahrung der nötigen Rendite erfolgreich erreichen.
Entsprechende Gespräche werden auf verschiedenen Ebenen und mit verschiedenen Szenarien geführt. Die ispo bietet dazu ebenfalls eine Plattform.
Als europäischer Handelsverband nimmt sich die Fedas verstärkt der Anliegen und Probleme ihrer Kollegen in den zehn neuen Mitgliedsländern der EU an. Beim traditionellen Meeting des Verbandes bei der Sommer-ispo wird man die Möglichkeiten der Gründung einer Arbeitsgemeinschaft der mitteleuropäischen Sportfachhändler sondieren, die jetzt als neue Partner in der EU Gewicht erlangen, ohne noch über die im vereinten Europa notwendigen eigenen Verbandsstrukturen zu verfügen. Bei der Fedas ist man überzeugt, über die Erfahrungen zu verfügen, die notwendig sind, um eigene Sportartikeleinzelhandelsstrukturen aufbauen zu können.
Eines der erfolgreichen Beispiele dazu ist die Kooperation der Fedas mit den spanischen Kollegen, deren Vertreter Eduardo Moja aus Madrid berichtete, dass man nach der Fedas-Tagung 2003 in Madrid weitere bedeutende Schritte hin zu Gründung eines möglichst federal strukturierten gesamtspanischen Einzelhandelsverbands gemacht habe.
Der Vertreter Österreichs in der Fedas, VSSÖ-Vizepräsident Diplomkaufmann Ernst Aichinger, ließ die Aktivitäten des Verbandes im Rahmen der Lobbyarbeit in Brüssel Revue passieren. Besonders befasste er sich dabei mit den Folgen der Elektro- und Elektronikschrottrichtlinie für den Sportfachhandel in den Partnerländern und mit den Beratungen über die neue Chemierichtlinie der Gemeinschaft. Dabei berichtete er über erfolgreiche Gespräche, die er zusammen mit Fedas-Präsident Werner Haizmann am Rande einer Parlamentssitzung in Brüssel mit dem EU-Abgeordneten und Experten Karl-Heinz Florenz geführt habe.
Die Fedas wird sich bei ihrer kommenden Lobbyarbeit in Brüssel, die Ernst Aichinger in den angesprochenen Bereichen moderieren will, vornehmlich auf Kontakte mit den jeweiligen Abgeordneten des Europaparlaments aus den Fedas-Ländern stützen und verstärkt die Dienste der Fachhandelslobby Euro Commerce in Anspruch nehmen.
Fedas-Generalsekretär Claude Benoit informierte seine Kollegen ausführlich über den Stand der Anwendung und der Weiterentwicklung des Fedas-Warengruppenschlüssels, der für die europäische Sportartikelbranche bereits zum unverzichtbaren Markenartikel geworden ist. Erste Arbeitssitzungen haben sich bereits mit dem seit langem geplanten Größenschlüssel beschäftigt und werden jeweils zur ispo über den Stand dieser Arbeiten referieren.
Nach dem Willen aller Fedas-Delegierten und des Präsidenten Werner Haizmann soll die erfolgreiche Zusammenarbeit mit der Weltmesse ispo in München weiter ausgebaut werden. Bei der Diskussion zur Messefrage war man sich einig, dass es zur ispo weltweit kein vergleichbares Messeereignis gibt. Das wird auch in absehbarer Zeit so sein. Trotzdem müsse man in dieser gemeinschaftlichen Zusammenarbeit genau darauf achten, welchen Einfluss die sich wandelnden Märkte im „alten“ Europa und die Märkte in den neuen EU-Staaten und in Russland auf die Entwicklung des Messegeschehens haben werden. Vor allem müsse man hier einer Zersplitterung der Brancheninformation in kaum mehr zu überschauende Einzelteile vorbeugen. Nach wie vor brauche jeder europäische Händler die Übersicht über den Weltmarkt, bevor er für seinen lokalen Bereich und in seinem unmittelbaren Einzugsgebiet die Einkaufsentscheidungen ob mit oder ohne Verbundgruppen treffe.
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