Elektronischer Datenaustausch


November 2001

EDI ist Chefsache

Intersport und Sport 2000 fordern gemeinsam ZR-Lieferanten erneut dazu auf, beim elektronischen Datenaustausch "Gas zu geben"

"Sicher sitzen hier die Musterknaben der Branche in Sachen EDI. Trotzdem mein dringender Aufruf: helfen Sie uns bei der optimalen Marktkommunikation. Das betrifft den Artikelstamm und die elektronischen Kataloge. Alles was bei uns und bei Ihnen in den Büros mehrmals bewegt werden muss, produziert mehr Kosten. Wir kleinere und mittlere Sportfachhändler in den Verbundgruppen werden deshalb genau hinsehen, welche Lieferanten uns in der Datenkommunikation helfen und welche nicht. Unser Einkaufsverhalten wird dann entsprechend sein." Mit diesem Aufruf fasste Intersport-Mitglied Peter Wagner aus Trostberg als Vertreter des EDI-Arbeitskreises der Gruppe die Wünsche der Mitglieder sowohl an Fabrikanten als auch an die Zentrale zusammen.

Anlaß dazu war eine erneute gemeinsame Veranstaltung in Sachen elektronischer Datenaustausch, zu der die Intersport Deutschland eG zusammen mit dem Kollegenverband Sport 2000 alle Zentralregulierungslieferanten in die Heilbronner Messehalle der Intersport eingeladen hatten. 100 Lieferanten waren der Einladung gefolgt, bei der die Botschaft im Mittelpunkt stand: "EDI ist Chefsache".

Die Intersport-Vorstände Klaus Jost und Hartmut Fröhlich begrüßten zum Meeting in Heilbronn ihre Kollegen Wolfgang Schnellbügel und Jens Fischer von Sport 2000 als Mitgastgeber. Klaus Jost eröffnete die Konferenz mit dem Hinweis, dass man bei den Verbundgruppen zwar verschiedene "Autotypen" fahre, aber gemeinsam den "gleichen Sprit" benutze. In der Praxis heiße das: hier werde die versammelte Kompetenz der gesamten Branche genutzt, um den Ball EDI endgültig ins Tor zu schießen.

Vorstand Hartmut Fröhlich, für die Realisation des EDI im Intersport-Verbund zuständig, beschwor seine Industriezuhörer, dass man nach Jahren intensiver Zusammenarbeit jetzt die Riesenchance habe, Nägel mit Köpfen zu machen.

Der gemeinsame Einsatz des Fedas-Warengruppenschlüssels werde sich ebenso bewähren wie der Weg des Intersport-Verbunds oder von Sport 2000 hin zu einem komplett vernetzten System. "Was nützt allerdings ein solches System, wenn es keine Verknüpfung zur Lieferantenseite hin besitzt? Nur sie wird im Rahmen einer sinnvollen Datenkommunikation via EDI das langfristige Überleben des mittelständischen Sportfachhandels, wie er sich in beiden Verbundgruppen organisiert hat, sichern."

Diese Meinung teilten bei Sport 2000 die Geschäftsführer Jens Fischer und Wolfgang Schnellbügel. Auch sie sind der Meinung, dass nur die Zusammenarbeit, wie sie seit Jahren zwischen den beiden Gruppen und der Industrie existiert, den Standard schaffen kann, den unsere Branche in Sachen EDI braucht. Wolfgang Schnellbügel formulierte es im Hinblick auf Skeptiker so: Jede neue Aktion durchläuft drei Phasen: in der ersten ist sie noch eine unvorstellbare Utopie, in der zweiten wird sie vehement bekämpft und in der dritten ist sie dann eine Selbstverständlichkeit. So sei es auch mit dem Einsatz von EDI in der Sportartikelbranche.

Gerald Münch, bei der Intersport im Bereich von EDV-Leiter Thomas Danner für das EDI-Projekt zuständig, erläuterte der versammelten Industrieelite den Stand der Dinge. Bei der ispo Winter 2000 gründete man eine EDI-Projektgruppe, bei der von Handelsseite die beiden Gruppen Intersport und Sport 2000 sowie die Fedas als Dachverband der Sportfachhandelsverbände in Europa ebenso beteiligt sind wie die Firmenvertreter von adidas, Arena, Asics, Elho, Fila, Puma, Reusch, Speedo, Tatonka und VauDe. Diese Arbeitsgruppe "Elektronischer Datenaustausch" realisierte bisher: Zentralregulierungsrechnungen, Zahlungsaufstellungen, Kataloge/Preisliste, Aufträge an Intersport für ihre Mitglieder durch die Firmen Asics und Puma.

Der Einsatz von EDI bei den Verbundgruppen soll aber in der Formulierung von Gerald Münch folgendes erreichen: Automatisierung aller Abläufe entlang der Prozesskette von der Anlage eines Artikels bis hin zum Verkauf. Aus diesem beschleunigten Warenfluss entstehen neue Wertschöpfungspotentiale.

Der Schlüssel zum Erfolg liegt dabei in der Anlage des Artikelstamms. Er ist notwendig für alle elektronischen Botschaften an die Warenwirtschaftssysteme der Händler. Er schafft einheitliche Stammdaten, die durch das EAN-System und den Fedas-Warengruppen- und -größenschlüssel eindeutig definiert sind und die von Industrie und Handel gleichermaßen automatisch verarbeitet werden können. Das schafft wiederum die Basis für die Vergleichbarkeit aller Statistiken, die auf dieser Basis aufbauen. Einheitliche Stammdaten verhindern darüber hinaus die bisher übliche Mehrfacherfassung, erleichtern die Limitplanung vor der Orderrunde, stützen die Limitüberwachung während der Orderrunde und sind unerlässlich für die Ermittlung der Abverkaufsquoten.

Das heißt aber in der Praxis: alle Artikelstammdaten müssen in Form von elektronischen Katalogen allen Mitgliedern der Einkaufsverbände vor dem Beginn der Orderrunde zur Verfügung stehen und zwar am 10. Januar jeden Jahres für die Orderrunde Herbst/Winter und am 10. Juli für die Orderrunde Frühjahr/Sommer.

Diese Artikelstammdaten können wie jedes Kind auch nur einen Vater haben, den Hersteller. Er muss dafür sorgen, dass diese Daten für alle Artikel vorliegen, dass sie nach Fedas-Warengruppen- und -größenschlüssel und nach den EAN-Richtlinien eingeteilt sind. Damit können die Einkaufsabteilungen der Verbände die Artikelstammdaten nicht nur für ihre internen Messen verwenden, sondern auch für die Empfehlungs- und Konzentrationsprogramme.

Elektronischer Katalog hat noch nicht den richtigen Stellenwert

Gerald Münch als EDI-Fachmann in der Zentrale, Peter Wagner als mittelständischer EDI-Anwender, Reidar Magnus, der IT-Chef des gesamten weltweiten Intersport-Verbunds, Klaus Jost, Hartmut Fröhlich, Wolfgang Schnellbügel und Jens Fischer bestätigten alle in Heilbronn: der elektronische Katalog hat bei vielen der ZR-Lieferanten noch nicht den richtigen Stellenwert. Er ist dort nicht zur Chefsache erklärt und verantwortlich an Fachleute delegiert worden. Vielmehr ist die Pflege von sensiblen Daten wie beispielsweise die Einordnung in die Fedas-Warengruppen teilweise an Aushilfen oder Praktikanten übertragen. Eine unmögliche Vorgehensweise, die rasch geändert werden muss.

Es kann nicht angehen, so Gerald Münch, dass fehlerhafte Kataloge zu spät angeliefert werden, dass Modelle, Farben und Größen fehlen, dass Angaben von denen abweichen, die gedruckt vorliegen und dass beispielsweise bei Kinderbekleidung unbekannte Größen wie 130 oder 142 statt der Normgrößen 128, 140 verwendet werden. Es kann auch nicht angehen, dass falsche Fedas-Warengruppen benutzt werden, falsche Preise benutzt werden, EK-Preise fehlen, EAN-Richtlinien nicht eingehalten werden.

Durch diese Schlamperei entstehen Fehler, die in mühsamer und zeitraubender Handarbeit beseitigt werden müssen. Handarbeit, die man sicher demnächst auch den Firmen in Rechnung stellen wird. Gleichzeitig verärgert man die Mitglieder. Sechs Personen bearbeiten allein bei der Intersport 280 Kataloge von 120 Lieferanten je Saison. Dabei müssen 80 Prozent aller Lieferanten vier- bis siebenmal kontaktiert werden. Dazu komme noch erschwerend die Tatsache, dass die Nachbearbeitung von Anfragen durch Lieferanten teilweise sehr schleppend erfolgt. Wen wundert es auch, wenn beispielsweise die Datenverantwortlichen im jeweiligen Haus in Urlaub sind und keine Stellvertreter benannt haben.

EDI ist in Zukunft die Basis aller guten Geschäftsbeziehungen

Nach diesem Ist-Szenario hielten Intersport und Sport 2000 folgendes gemeinsam fest:

EDI wird künftig Basis für eine gute Geschäftsbeziehung sein.

EDI wird Auswirkungen auf die Listungen für das Empfehlungs- und Konzentrationsprogramm haben.

Bearbeitungsgebühren für manuelles Nacharbeiten der Kataloge sind denkbar.

Die Fabrikanten werden in Zukunft je nachdem, wie sie und wann sie ihre elektronischen Kataloge zur Verfügung stellen, in Kategorien von A bis D eingeteilt.

Die Mitglieder werden in Zukunft den Lieferanten zuerst die Aufträge übermitteln, die rechtzeitig elektronisch verwertbare Katalogdaten zur Verfügung stellen.

Die Mitglieder werden in Zukunft den Fabrikanten, die es nicht schaffen können oder wollen, nur noch Restlimits zuweisen.

Allen Zentralregulierungslieferanten muss in Zukunft klar sein:

EDI mit Verbänden ist Chefsache.

Nur qualifiziertes Personal pflegt die Artikelstammdaten.

Fedas-Warengruppen- und -größengänge müssen Pflichtfelder im Lieferantenartikelstamm sein.

Zum Abschluss der Tagung ein Heilbronn, bei der Reidar Magnus auch noch einmal den Fedas-Warengruppenschlüssel erläuterte, so wie er auf der Fedas-Website fedas.com heruntergeladen werden kann, formulierte Gerald Münch EDI neu als

E - Expand Sales (den Umsatz erweitern)

D - Decrease Costs (Kosten senken)

I - Improve Profit (Nutzen und Gewinn steigern)

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